Am 03. Januar 2017 startete eine Bombardier CL-604 auf dem Flughafen von Malé, Malediven, zu einem Flug nach Al-Bateen, Vereinigte Arabische Emirate. Die CL-604 flog in einer Flughöhe von 34.000 ft (FL340). Auf dem Flughafen von Dubai startete ein Airbus A380, mit dem Ziel Sydney, Australien. Die A380 flog in einer Flughöhe von 35.000 ft (FL350). Über der Arabischen See begegneten sich beide Flugzeuge auf Gegenkurs, mit einem vertikalen Abstand von 1000 ft. Etwa eine Minute später flog die CL-604 in die Wirbelschleppen des A380 und geriet in eine unkontrollierte Fluglage. Nach einem Höhenverlust von etwa 9.000 ft erlangten die Piloten die Kontrolle über das Flugzeug und landeten außerplanmäßig in Muscat, Oman.

Der Flugzeughersteller stellte fest, dass die Flugzeugstruktur durch die aufgetretenen Beschleunigungen stark beschädigt wurde. Deswegen war eine Reparatur nicht mehr möglich und die Maschine musste als Totalschaden abgeschrieben werden.

Vergleichbare Vorfälle mit Wirbelschleppen in der Reiseflughöhe erfasst das ASRS, dem Incident Reporting System der NASA, seit 1995, im Auftrag der FAA.

Was sind nun die Gefahren durch Wirbelschleppen?

Entstehung von Wirbelschleppen

Durch den Überdruck unterhalb und dem Unterdruck oberhalb einer endlichen Tragfläche wird eine Zirkulation an der Hinterkante erzeugt. Die kontinuierlich erzeugte Wirbelfläche rollt sich infolge ihrer Instabilität schnell zu einem Paar von Wirbelzöpfen auf. Bereits drei Spannweiten hinter dem Flugzeug sind die Wirbelzöpfe voll ausgebildet. (Abb. 1)

Jeder Wirbelzopf hat einen Wirbelkern, in dem die Umfangsgeschwindigkeit vom Wert Null an der Achse linear mit dem Radius ansteigt. Die größte Geschwindigkeit wird an der äußeren Grenze des Wirbelkerns erreicht. Großraum Flugzeuge erzeugen Rotationsgeschwindigkeiten von 100 - 300 km/h, der Durchmesser beträgt dabei 20 - 50 Meter. Die Wirbelzöpfe drehen sich entgegengesetzt und bewirken an ihrer Berührungsseite einen verstärkten Abwind. In großer Höhe sinken die Wirbel mit ca. 130 m/min, bis auf 300 m unter der Entstehungshöhe. Der Vertikalabstand zwischen zwei Flugzeugen sollte deshalb mindestens 2.000 ft betragen. In Bodennähe  verringert sich die Vertikalgeschwindigkeit, gleichzeitig bewegen sich die Wirbel in horizontaler Richtung auseinander. (Abb. 2 und 3)

Die Wirbelschleppenstärke wird durch das Gewicht des Flugzeuges, durch die Streckung, die Flügelfläche, die Luftdichte und einen Turbulenzindikator bestimmt. Der Turbulenzindikator gibt die Verwirbelung der Luft im Grenzschichtbereich an der Tragfläche wieder. Ist die Tragfläche "clean" (die Triebwerke am Heck), verstärkt sich der Wirbel. Ist die Tragflächenstreckung klein (also die Tragfläche kurz und die Flügelfläche klein) ist der Wirbel stark. Sind Triebwerke an den Tragflächen befestigt, unterbrechen sie den Aufrollvorgang und die Wirbelstärke verringert sich. Auch sogenannte "Winglets" und "Sharklets" verringern in der Wirkung die Wirbelstärke.

Lebensdauer der Wirbelschleppen

a) Die atmosphärische Schichtung

Ist die Luft stabil geschichtet (warme Luft, Hochdruckgebiet) bleiben Wirbelschleppen bis zu 20 Minuten erhalten. Ist die Luft instabil geschichtet (kalte Luft, Tiefdruckgebiet) bleiben die Wirbel nur kurz in der Luft. Die turbulente Luft, durch Thermik erzeugt, zerstört die Wirbel relativ schnell (2 - 3 Minten).

b) Wind

Bei Seitenwind wird die Wirbeldrehung einerseits verstärkt, andererseits verringert. Dami verlagern sich die Wirbel horizontal mit der Windrichtung. Bei Parallelwind werden die Wirbel entlang der Startbahn zum Aufsetzpunkt verschoben.

Einwirkung auf die Fluglage und Struktur des Flugzeuges

Im Fall Nr. 1 fliegt das nachfolgende Flugzeug genau in den Wirbelkern eines vorausfliegenden Flugzeuges. Die entstehenden Rollgeschwindigkeiten können so groß sein, dass selbst mit vollem Querruderausschlag keine Gegenwirkung erzielt werden kann. (Abb. 4)

Fall Nr. 2 zeigt die Wirkung auf ein zwischen den Wirbelzöpfen fliegendes Flugzeug. Durch die Abwärtsbewegung zwischen den Wirbeln wird die Maschine deart stark nach unten gedrückt, dass selbst die volle Steigleistung kein Steigen ermöglicht (bei Sportflugzeugen). (Abb. 5)

Im dritten Fall kreuzt ein Flugzeug die Wirbelschleppe im Winkel von 90°. Hierbei entstehen Nickmomente und Vertikalbeschleunigungen, die beträchtliche Lastvielfache hervorrufen. (Abb. 6) 

 

 Literatur:

"Bulletin - Unfälle und Störungen beim Betrieb ziviler Luftfahrzeuge, Januar 2017", Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Braunschweig, Teil 1, S. 7

"Wake Vortex Hazard at Cruise Altitudes, ASRS Callback No. 255", NASA ASRS, Mountain View, CA, USA, November 2000.

"Wake Turbulence Encounters  -  ASRS Database Report Set", NASA ASRS, Mountain View, CA, USA, November 2018, 116 Seiten.

"Aircraft Wake Turbulence and Its Detection", J.H. Olsen et al., Proceedings of a Symposium on Aircraft Wake Turbulence, Seattle, Washington, September 1-3, 1970.

"Aircraft Wake Turbulence", FAA Advisory Circular, No. 90-23G, October 2014.

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Accidents & Incidents

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07. Januar 2021

Auf einem Alaska Airlines Flug von Washington, D.C., nach Seattle, sind 14 Passagiere tätlich geworden, haben keine Maske getragen und die Flugbegleiter angegriffen. Allen 14 Personen wurde ein Flugverbot für Alasaka Airlines Flüge erteilt.

04. Januar 2021

Eine American Airlines Boeing B737-800, auf dem Weg von Miami, Florida, nach Puerto Plata, Dominikanische Republik, musste wegen Probleme im Treibstoffsystem nach Miami zurückkehren.

02. Januar 2021

Eine Piper PA-24-250 Comanche, stürzte nahe New Hudson, Michigan, aus unbekannter Ursache ab. Die 3 Personen an Bord wurden tödlich verletzt. Die Maschine war in Canton, Georgia, gestartet. Der Pilot hatte nur eine Sichtflug-Berechtigung, flog aber nach Instrumentenflug-Regeln. Die Sicht am Flugplatz in New Hudson war außerordentlich schlecht.

29. Dezember 2020

Eine UTAir Boeing B737-500, auf dem Weg von Surgut, Russland, nach Krasnodar, Russland, musste nach Tyumen, Russland, ausweichen, da der Höhenmesser und die Geschwindigkeitsanzeige auf der Copiltenseite falsch anzeigten.

28. Dezember 2020

Ein Delta Airlines Airbus A330, auf dem Weg von New York, USA, nach Paris, Frankreich. landete außerplanmäßig in Kaflavik, Island, weil ein Triebwerksproblem aufgetreten war.

26. Dezember 2020

Der Copilot auf einem British Airways Flug von London, England, nach Athen, Griechenland, verlor während des Fluges das Bewusstsein. Die Maschine landete außerplanmäßig in Zürich, Schweiz.

25. Dezember 2020

An Bord eines Air Canada Airbus A320, auf dem Weg von Montreal, Kanada, nach Fort Lauderdale, Florida, geriet das Ladegerät eines Handys in Brand. Die Flugbegleiterin löschte das Feuer.

22. Dezember 2020

Eine Air Canada Boeing B737-800 auf dem Weg von Phoenix, Arizona, nach Montral, Kanada, landete außerplanmäßig in Tucson, Arizona, weil der Hydraulik-Druck am linken Triebwerk abfiel.

21. Dezember 2020

Der Kapitän auf einem Tibet Airlines Flug von Nanjing, China, nach Chengdu, China, wurde bewusstlaos während des Fluges. Der Copilot übernahm die Steuerung und landete sicher in Chengdu. Der Kapitän starb kurz darauf im Krankenhaus.

21. Dezember 2020

Zwei Passagiere auf einem Delta Airlines Flug von New York, LaGuardia, nach Atlanta, Georgia, öffneten während des Rollens die Kabinentür und verließen auf der Notrutsche die Maschine.

18. Dezember 2020

Ein Buddha Air Flug von Kathmandu, Nepal, nach Janakpur, Nepal, landete irrtümlich in Pokhara, Nepal, ca. 250 km entfernt. Während die Piloten dachten, auf dem richtigen Flugplatz gelandet zu sein, bemerkten die Passagiere den Irrtum. Die Passagiere wurden Stunden später direkt nach Janakpir befprdert.

16. Dezember 2020

Ein Alaska Airlines Airbus A320, auf dem Weg von Columbus, Ohio, nach Seattle, Washington, landete außerplanmäßig in Los Angeles, Kalifornien, weil das bordeigene Enteisungs-System und die Cockpit-Anzeigen auf der Co-Piloten Seite ausgefallen waren.

11. Dezember 2020

Ein Mann in Las Vegas sprang über den Flughafenzaun, kletterte auf ein abflugbereites Alaska Airlines Flugzeug und lief auf der Tragfläche umher. Die Polizei nahm den Mann fest. Das Flugzeug wurde auf Schäden untersucht.

09. Dezember 2020

Eine First Air ATR-42 erhielt auf dem Flug nach Pagnirtung, Kanada, Wetterdaten für den Flugplatz Puvirnituq, der deutlich höher liegt. Beim Anflug auf Pagnirtung kam deshalb das Bodenannäherungs-warngerät an. Die Eingabe ist schnell korrigiert worden.

04. Dezember 2020

Eine Japan Airlines Boeing B777, auf dem Weg von Okinawa nach Tokyo, Japan, erlitt während des Steigfluges einen Triebwerksschaden. Die Maschine kehrte nach Okinawa zurück.

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